FAQ
Was ist wildes Plastik bzw. WILDPLASTIC®?
Der Begriff "wildes Plastik" beschreibt all den Kunststoff, der aktuell außerhalb des geschlossenen Recyclingkreislaufs existiert. Es findet sich hauptsächlich auf Straßen, illegalen und offenen Mülldeponien sowie in der Natur. Besonders häufig finden wir es in Ländern ohne ausreichende Abfall- und Recyclingsysteme.
Wichtig: Das wilde Plastik, das wir nutzen, ist kein Ocean Plastic. Obwohl es in die Definition passt, setzen wir mit unserer Arbeit möglichst nah an der Quelle an. Das beste ist, dass die Kunststoffe überhaupt nicht ins Gewässer gelangen.
Woher stammt das Plastik, das WILDPLASTIC® verwendet?
Das Kunststoffabfälle werden von Sammler*innen vor Ort aus der Umwelt gesammelt, einschließlich Straßen, Flüssen, Stränden, Mülldeponien und illegalen Abladestellen. WILDPLASTIC® arbeitet weltweit mit Gemeinschaften zusammen, um Plastikmüll zu entfernen und wiederzuverwenden.
Wie funktioniert der Recyclingprozess von WILDPLASTIC®?
Der Prozess umfasst drei Hauptschritte:
Recover: Sammlung des Plastikmülls aus der Umwelt.
Recycle: Sortieren und Waschen des gesammelten Plastiks.
Reuse: Verarbeitung des gewaschenen Plastiks zu Granulat, das als Grundlage für neue Produkte dient.
Wie kann der Import von Müll aus der ganzen Welt nachhaltig sein?
Umweltfreundlich im strengsten Sinne ist eigentlich kein Produkt, auch keines von WILDPLASTIC®. Die Frage für uns ist eher, wie viel Schaden unsere Produkte im Vergleich zu ähnlichen Produkten anrichten und wie wir diesen minimieren können.
Beim Vergleich der Umweltauswirkungen ähnlicher Produkte schneidet die WILDPALSTIC® Versandtasche im Durchschnitt besser ab. Obwohl die weltweite Schifffahrt für viele CO2-Emissionen verantwortlich ist und noch viele Herausforderungen zu bewältigen hat, ist ihr Einfluss auf den CO2-Fußabdruck unserer Produkte gering (wenige Prozentpunkte, in der Regel 3-5%).
Man muss bedenken, dass viele Kunststoffabfälle entweder verbrannt werden oder der Umwelt auf andere Weise schaden. Durch die Nutzung von recyceltem Plastik vermeiden wir die energieintensive Herstellung neuen Kunststoffs aus fossilen Ressourcen.
Auch im Vergleich zu anderen Materialien wie Papier hat WILDPLASTIC® Vorteile in Bezug auf CO2-Fußabdruck und Wasserverbrauch.
Für mehr Details siehe unsere Lebenszyklusanalyse (LCA) oder sprich unser Team gern an.
Sind wir PPWR-konform?
Ja, wir sind zuversichtlich, dass wir die Anforderungen der PPWR-Richtlinie erfüllen werden. Wir haben bereis die strengeren Kriterien europäischer Zertifizierungen erfüllt (Blauer Engel, EU-Cert Plast), was unsere Zuversicht stärkt. Eine letzte Unsicherheit bei zum tatsächlichen Inkrafttreten bleibt aber auch für uns bestehen.
Warum?
Aktuell gibt es im Entwurf der PPWR-Richtlinie Formulierungen, die Recyclingströme außerhalb der EU möglicherweise behindern könnten. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass wir die Laufwege entsprechend anpassen können, um konform zu bleiben.
Wir halten die Forderung, Recyclingströme von außerhalb der EU auszuschließen, außerdem für nicht haltbar. Diese Ströme sind notwendig, um die Recyclingquoten zu erfüllen. Eine Beschränkung wäre kontraproduktiv für das schnelle Schließen aller Kreisläufe und widerspricht dem Prinzip des freien Handels.
Wie stellt ihr sicher, dass eure Kriterien eingehalten werden?
Neben Gesprächen und Fragebögen holen wir uns oft auch eine Einschätzung von anderen Organisationen ein.
Nach einem erfolgreichen Materialtest besuchen wir die Organisationen vor Ort, um tiefer in die Prozesse einzutauchen. Später folgen dann externe Audits. In einigen Partnerschaften gibt es bereits weitere Externe Zertifizierungen. So haben einige Partner eine Mitgliedschaft der WFTO oder die Ocean Bound Plastic-Zertifizierung.
Es ist wichtig zu verstehen, dass wir nie 100% sicher sein können, dass alle Organisationen in unserer Lieferkette alle Anforderungen einhalten. Wie in jeder Lieferkette können wir nicht zu jedem Zeitpunkt jeden Prozessschritt kontrollieren. Eine Partnerschaft basiert daher immer auf einem gewissen Maß an Vertrauen und dem Verständnis, dass nicht alles perfekt nachgeprüft werden kann. Mit unseren Prozessen versuchen wir die notwendige Sicherheit zu gewährleisten und gleichzeitig Lösungen für Abweichungen vorzubereiten.
Wo kann ich eure Verpackung erhalten?
Aktuell bieten wir unsere Verpackungen nur in Europa an. Grundsätzlich ist es möglich, sie auch in anderen Regionen zu erhalten, aber es gibt einige Herausforderungen:
1. In der Regel möchten wir gemeinsam die langen Transportwege vermeiden. Es macht keinen Sinn das Material “zweimal um die halbe Welt zu schicken!
2. Unsere Zusammenarbeit verlangt ein hohes Maß an Vertrauen und Qualität, daher wählen wir unsere Partner über einen längeren Zeitraum aus
Wir planen 2025 lokale Lieferketten aufzubauen, um die Kreisläufe noch kürzer zu schließen. Dafür brauchen wir vertrauensvolle Partner, um sicherzustellen, dass unsere Ansprüche erfüllt werden. Der Aufbau dieser Prozesse benötigt Zeit. und wir müssen Abläufe testen und sicherstellen, dass alles reibungslos funktioniert.
Unser Vorschlag an dich:
Wir testen zunächst Fälle in Europa, z.B. Retourenverpackungen oder nur bestimmte Anteile der Verpackung, die in Europa zum Einsatz kommen. Sobald das erfolgreich ist, planen wir den Rollout in weitere Regionen (bspw. Asien oder Amerika)
Gesammelter Müll kann gefährliche Chemikalien enthalten. Wie stellen wir sicher, dass die Tüten frei von diesen Chemikalien sind?
Bei WILDPLASTIC® legen wir großen Wert auf die Sicherheit und Qualität unserer Produkte, indem wir strenge Testverfahren implementieren. Wir arbeiten eng mit unseren Partnern zusammen, um interne und externe Labortests durchzuführen, um eine hohe Materialqualität zu gewährleisten und kontaminiertes Material zu vermeiden. Zusätzlich testen wir unsere Materialien regelmäßig, um sicherzustellen, dass sie die Vorgaben der REACH-Verordnung (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) erfüllen. Dieser umfassende Ansatz garantiert, dass unsere Produkte strenge Sicherheitsstandards erfüllen und frei von schädlichen Substanzen sind.
Was unternehmt ihr gegen Kinderarbeit?
Wir arbeiten derzeit mit einer führenden Recycling- und Beschaffungsorganisation in Indien zusammen, die von der WFTO (World Fair Trade Organization) zertifiziert und garantiert wird. Die Prävention von Kinderarbeit ist ein grundlegendes Prinzip für alle WFTO-Mitglieder, die robuste Richtlinien und Pläne zu deren Beseitigung umsetzen müssen. Diese Einhaltung wird durch regelmäßige und Überraschungsprüfungen sichergestellt, die sowohl intern von unserem Partner als auch extern von der WFTO durchgeführt werden. Zusätzlich verfügt die Organisation über OBP (Ocean Bound Plastic) und GRS (Global Recycling Standard) Zertifizierungen, die ebenfalls externe Audits erfordern.
Unser Partner arbeitet mit lokalen Sammelstellen, die als zentrale Abfallsammelstellen fungieren, an denen Abfallsammler Materialien abliefern. Diese Sammelstellen erhalten Ausrüstung, wie z.B. Ballenpressen, von unserem Partner unter bindenden Vereinbarungen, die Kinderarbeit ausdrücklich verbieten. Diese Vereinbarungen sind rechtlich durchsetzbar und ermöglichen sofortige Maßnahmen, wenn Kinderarbeit festgestellt wird. Überraschungsprüfungen werden durchgeführt, um die Einhaltung sicherzustellen. In zwei Fällen, in denen Minderjährige während Überraschungsprüfungen bei der Arbeit angetroffen wurden, wurden die Verträge sofort gekündigt. Ebenso wird Abfall niemals von Minderjährigen beschafft.
Es gibt eine strikte Null-Toleranz-Politik gegen Kinderarbeit. Diese Politik wird durch rechtsverbindliche Verträge, Anreize und Unterstützungssysteme verstärkt. Sammelstellen werden ermutigt, über dem Mindestlohn zu zahlen (dies wird regelmäßig überprüft), stabile und sichere Arbeitsumgebungen zu gewährleisten und bereitwillige Abfallsammler mit Förderprogrammen zu verbinden.
Zusätzliche Initiativen unseres Partners umfassen die direkte Unterstützung von Abfallsammler:innen, die oft unabhängige Arbeiter sind. Jeden Monat bietet unser Partner Maßnahmen wie medizinische Hilfe, Zugang zu Gesundheitsdiensten, Stipendien für den Schulbesuch ihrer Kinder sowie wesentliche Hilfsmittel und Werkzeuge an. Diese Bemühungen verbessern nicht nur die Arbeitsbedingungen, sondern fördern auch langfristige Beziehungen zu den Abfallarbeitern und gewährleisten eine nachverfolgbare und ethische Lieferkette.
Wie engagiert ihr euch für die SDGs und die Plastikkrise?
Wir setzen uns für die Ziele der nachhaltigen Entwicklung (SDGs) 1, 8 und 10 ein, die sich gegen Armut, Ungleichheit und für menschenwürdige Arbeitsbedingungen einsetzen, und beziehen uns dabei auf die UN-Habitat-Initiative „Leaving No One Behind“.
„Wir verpflichten uns, den Beitrag der arbeitenden Armen in der informellen Wirtschaft, insbesondere von Frauen, einschließlich unbezahlter, häuslicher und migrantischer Arbeiterinnen, zu den städtischen Wirtschaften anzuerkennen. Ihre Lebensgrundlagen, Arbeitsbedingungen und Einkommenssicherheit, ihr rechtlicher und sozialer Schutz, ihr Zugang zu Fähigkeiten, Vermögenswerten und anderen Unterstützungsdiensten sowie ihre Stimme und Vertretung sollten verbessert werden.“
Die Plastikkrise betrifft weltweit alle Menschen, hat aber besonders starke gesundheitliche und ökonomische Auswirkungen auf arme Menschen in wirtschaftlich schwächeren Ländern. Viele dieser Menschen arbeiten unter schlechten Bedingungen und ohne sichere Bezahlung im informellen Abfallmanagementsektor, oft müssen auch ihre Kinder mitarbeiten.
Wir arbeiten mit lokalen Organisationen zusammen, die dem informellen Sektor formelle Strukturen bieten, die Sicherheit und eine feste, gute Bezahlung gewährleisten. Sammlerinnen und Sortiererinnen können von ihrem Gehalt ihre Familien ernähren.
Bei WILDPLASTIC® sehen wir es als unsere Verantwortung, diesen Menschen, die die Held*innen der Plastikkrise sind, etwas zurückzugeben.
Habt Ihr weitere Informationen zu eurer Zusammenarbeit und Zertifizierung, insbesondere zu kritischen Themen wie Umgang, Zusammenarbeit und Bezahlung?
Sammlerinnen agieren als Einzelpersonen und können daher nicht direkt zertifiziert werden. Zertifizierungen werden üblicherweise an Organisationen vergeben. Wir arbeiten weltweit mit kleinen und großen Organisationen zusammen und nutzen unseren eigenen Cooperation Questionnaire (hier einsehen), den wir vor einer Zusammenarbeit prüfen. Zusätzlich führen wir Vor-Ort-Audits durch, um die Richtigkeit der gemachten Aussagen sicherzustellen. Unsere Kriterien umfassen unter anderem die Arbeitsbedingungen und Bezahlung der Sammlerinnen und Sortierer*innen.
Wie sind eure CO2 Emissionen und was sagt eure Lebenszyklusanalyse (LCA) aus?
Unsere Lebenszyklusanalyse, durchgeführt von Planet A, zeigt, dass WILDPLASTIC®-Produkte im Vergleich zu Neuplastik eine bessere Ökobilanz aufweisen. Dies gilt auch für Produkte aus Papier und Pappe:
Geringere CO2-Emissionen: Die Produktion von Versandtaschen aus Neuplastik verursacht 2,8 Mal so viele Treibhausgasemissionen (GHG) wie eine WILDPLASTIC®-Versandtasche.
Reduzierte CO2-Emissionen: WILDPLASTIC®-Produkte reduzieren GHG-Emissionen im Vergleich zum Referenzprodukt aus Neuplastik ("Rp.") in folgendem Maße:
- WP Versandtasche: -57g CO2 (-55% zum Rp.)
- Wildbag 25L: -98g CO2 (-44% zum Rp.)
- Wildbag 35L: -9,6g CO2 (-17% zum Rp.)
- Wildbag 60L: -21g CO2 (-43% zum Rp.)
- Wildnag 120L: -9,9g CO2 (-32% zum Rp.)
Darüber hinaus tragen WILDPLASTIC®-Produkte zur Rettung von wildem Plastik aus der Umwelt bei, was langfristig positive ökologische Auswirkungen hat. Diese Maßnahme ist in der LCA nicht quantifizierbar, trägt aber signifikant zur Umweltschonung bei.
Unsere vollständige Lebenszyklusanalyse kannst du hier einsehen.
